Stadtführung Baden, 6. April 2017

06.04.2017 - Allgemein

Dättwiler Landfrauen treffen auf Badener Frauen

engagiert, pfiffig und voller Humor!

Diesen Titel könnte man ja auf zwei Arten lesen.
Wir, die Dättwiler Landfrauen, sind zwar auch pfiffig und engagiert,
aber wir können uns kaum messen mit den historischen Frauen,
die Silvia Hochstrasser für uns in ihrer zweistündigen Führung
wieder zum Leben erweckt.

21 Frauen und 1 (mutiger) Mann folgen interessiert den lebhaften
und oft humorvollen Ausführungen der bekannten Badener Stadtführerin.
Die Stätten jener Frauen, an denen diese wirkten,
sehen wir plötzlich mit anderen Augen und freuen uns,
dass nicht nur Männer Grosses leisten können.

Die bekannteste Frau ist sicher Königin Agnes von Ungarn
(1280-1364). Agnes, deren Grossvater der Begründer
der Habsburg-Dynastie ist, wächst in Wien auf,
wird mit 15 Jahren mit König Andreas von Ungarn verheiratet

und ist nach nur fünf Jahren Witwe. Ihr Vater, Herzog Albrecht l,

ab 1298 römisch-deutscher König, wird 1308 bei Windisch
durch seinen Neffen ermordet. Elisabeth,
die Mutter von Agnes (und weiteren 11 Kindern!)
gründet nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes
das Kloster Königsfelden. Nach dem Tod von Elisabeth
kommt Agnes von Wien nach Königsfelden und bringt das Kloster
zu hohem Ansehen. Weniger bekannt ist aber,
dass Agnes Baden ein Spital schenkt. Ihr gutes Vorbild veranlasst
auch andere zu Schenkungen. Der Unterhalt des Agnesienspitals
ist gesichert. Agnes sorgt dafür, dass die Bedürftigen
genügend Mahlzeiten bekommen. Vielleicht sehen wir Agnes
nach 700 Jahren idealisiert, aber sicher ist,
dass sie ihre gesellschaftliche Stellung klug und uneigennützig braucht,
um ihre Ziele zu erreichen. An ihrem Beispiel zeigt sich,
dass soziales Denken und Tun eine grosse Stärke der Frauen ist.

Wir vernehmen natürlich auch einiges über die junge Jenny Brown-Sulzer
(1871-1968), deren emanzipatorischen Gedanken noch gar nicht in ihre Zeit
passen oder über Lisbeth Sachs (1914-2002), die an der ETH studiert
und als 25-jährige Frau den Projektwettbewerb für das Theater in Baden gewinnt
(weil anonym). Es ist nicht einfach, sich in der Männerwelt durchzusetzen.
Dies gilt auch für die Dichterinnen und Malerinnen,
die wir auf dem Rundgang kennen lernen.
Weniger spektakulär und vielleicht gerade deshalb so eindrücklich
ist das Leben der Wirtin Paulina Borner, die das kleine Hotel Rosenlaube

BadenerFrauenengagiertpfiffigundvollerHumor

(neben dem ehemaligen Freihof) nach dem frühen Tod
ihres Mannes allein weiterführt, das Wirtepatent als Beste besteht,
daneben ihre kleinen Töchter allein aufzieht und dann während
des 2. Weltkrieges mutig Flüchtlinge beherbergt. Es ist eine Frau,
die nichts fürchtet und in schwieriger Lage gewaltige Kräfte mobilisiert,
ohne den Humor zu verlieren.

Es ist sicher nicht das letzte Mal, dass wir uns mit Silvia Hochstrasser
auf Entdeckungsreise begeben, denn ihr Repertoire ist riesig.

Verena Kirrmann

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